Enthüllung der Vergangenheit: Digitale Rekonstruktion von Florenz
Erstellung eines immersiven Reiseführers ins Florenz des 15. Jahrhunderts mit 3D-Laserscans

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Autor: Amanda Troth
In einer Welt, in der Technologie fortwährend unser Herangehen an unterschiedliche Fachgebiete verändert, bedeuten die digitalen Geisteswissenschaften eine Revolution in der Betrachtung der Geschichte. Universitäten, Forscher und Institutionen arbeiten zusammen, um die Grenzen des 3D-Laserscannens und seiner Anwendung für die historische Forschung zu verschieben. Dr. George Bent, Professor für Kunstgeschichte, ist zum Pionier auf diesem neu entstehenden Gebiet geworden und leitet das ambitionierte Projekt"Florenz, wie es war: Eine digitale Rekonstruktion einer mittelalterlichen Stadt."
Dr. George Bent, Professor für Kunstgeschichte an der Washington and Lee University – Quelle:Lorenzo Clerici
Der Blick in die Vergangenheit
Durch die Integration modernster Realitätserfassungslösungen von Leica Geosystems haben Bent und sein Team sich die außergewöhnliche Aufgabe gestellt, das Florenz des 15. Jahrhunderts nachzubilden. Indem sie akribisch komplexe Punktwolken der historischen Architektur der Stadt erfassen und diese mit Photogrammetrie-Modellen von Original-Kunstwerken und Kontextanmerkungen kombinieren, wollen sie virtuelle Besucher in die Vergangenheit zurückversetzen. Das Projekt hat die große Vision, die Benutzer durch die Stadt gehen und die Geschichte wie nie zuvor erleben zu lassen.
Um ein vollständiges und genaues 3D-Modell zu erstellen, wagt sich Bent auch in lang vergessene Ecken vor, so dass wirklich jeder Punkt gescannt wird. Bent beim Scannen der Oberfläche eines alten Gewölbes in den Sparren der Basilica di San Lorenzo. – Quelle:Lorenzo Clerici
Ungesehenes enthüllen
Bent an einem Tag beim Scannen in Florenz zu begleiten bietet einen Einblick in den akribischen und beeindruckenden Prozess der Erfassung der historischen Schätze der Stadt. Ausgerüstet mit dem Leica RTC360, Bents Laserscanner der Wahl, besuchten wir berühmte Wahrzeichen wie die Basilica di San Lorenzo, ein über mehrere Jahrhunderte errichtetes architektonischen Meisterwerk.
Während er den Scanner durch die beeindruckende Struktur leitete, wurde deutlich, mit welchem Engagement Bent jedes kleinste Detail erfasst und bewahrt. Indem er in dunkle Räume kroch und in vergessene Ecken hinabstieg, förderte er verblichene Fresken, alte Siegel und vergessene architektonische Techniken zutage. Selbst in scheinbar unbedeutenden Flächen, wie der Keller des Verwalters, der jetzt als Lagerfläche dient, enthüllte Bent die Überbleibsel einer vergessenen Kirche und brachte damit unbekannte Geschichten und vergrabene Geheimnisse ans Licht.
Die Leica Cyclone FIELD 360-Mobilapp ist ein fester Bestandteil der Arbeit von Bent im Feld geworden. Oftmals hat Bent nur eine Chance, diese historischen Stätten zu scannen. – Quelle:Lorenzo Clerici
Die Kunst der Bewahrung
Die von Bent genutzten Arbeitsabläufe unterstreichen die Bedeutung des Leica RTC360 und Leica Cyclone FIELD 360 bei der Erfassung und Bewahrung der Geschichte. Die Genehmigung zum Zugang zu diesen historischen Stätten zu erhalten, war eine erhebliche Herausforderung, doch der Scanprozess selbst verlief erstaunlich effizient.
Der tragbare, schnelle und außergewöhnlich genaue RTC360 erlaubt Bent, in engen Räumen zu arbeiten, Wendeltreppen hinabzusteigen und selbst in dunkle Vertiefungen vorzudringen, um verborgene Kostbarkeiten wie mittelalterliche Sparren, Gewölbe und Krypten zu erfassen. Durch die Nutzung der Cyclone FIELD 360-Feldapp optimiert Bent den Scanprozess, indem er Scans im Feld vorregistriert und koordiniert und damit wertvolle Stunden beim Post-Processing spart und dafür sorgt, dass seine Punktwolken vollständig sind.
Das Scannen der Flächen ist nur der erste Schritt im Projekt. Die Scans werden an die Washington and Lee University zurückgeschickt, wo ein Team aus Studierenden und Lehrenden an der Nachbildung der Flächen im ursprünglichen Zustand arbeitet. – Quelle: Lorenzo Clerici
Rekonstruktion der Vergangenheit
Sobald die Scans an die Universität zurückgesandt worden waren, editierte ein Team aus Mitarbeitern und Studierenden die Daten im Leica Cyclone REGISTER 360 PLUS und Leica Cyclone 3DR. Indem sie moderne Objekte und Ablenkungen entfernten, bereitete das Team die Scans für den nächsten entscheidenden Schritt vor: die Nachbildung der Flächen "wie sie waren".
Bents Team fügt akribisch Photogrammetrie-Modelle von Original-Kunstwerken der Renaissance und historisch korrekten Alltagsgegenständen in die digitalen Modelle ein, um die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Ein Kunstwerk, das sich heute in einem Museum hunderte Kilometer von Florenz entfernt befindet, kann wieder in sein ursprüngliches Renaissance-Zuhause platziert werden. Die entstehende 3D-Rekonstruktion bietet eine einmalige Gelegenheit für Forschende, Studierende und die Öffentlichkeit, die Architektur und Kunstwerke von Flozenz so zu erleben, wie sie im 15. Jahrhundert bestanden.
Die Eigentümer der Flächen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewahrung der historischen Wahrzeichen von Florenz und ohne sie wäre das Projekt nicht möglich. Bent mit Ricciardo Artusi in der Kapelle der heiligen drei Könige des Palazzo Medici Riccardi, wo die Wände mit Fresken verziert sind, die die Darstellung der Reise der heiligen drei Könige des Renaissance-Meisters Benozzo Gozzoli zeigen. – Quelle: Lorenzo Clerici
Revolution der Kunstgeschichte
Die Wirkung von "Florenz, wie es war" geht über die technologischen Leistungen hinaus. Bents Projekt hat neue Wege für die Kunstgeschichte, die Forschung und die Wissenschaft im Allgemeinen eröffnet. Durch die Visualisierung der Stadt Florenz mit ihren Original-Kunstwerken an deren ursprünglichen Orten bedeutet dieser bahnbrechende Ansatz eine Herausforderung für die traditionelle Vorstellung der Kunstgeschichte. Forschende können jetzt auf fundierter Grundlage diskutieren und die räumlichen und visuellen Kontexte untersuchen, in denen die Meisterwerke ursprünglich wahrgenommen wurden.
Das Feld der digitalen Geisteswissenschaften wächst und Bent betont, dass es sich zunehmender Akzeptanz und Begeisterung in der Forschung erfreut. Vor allem Kunsthistoriker erkennen das Potenzial dieser Technologie bei der Visualisierung historischer Kontexte, wodurch Original-Kunstwerke wieder in ihren beabsichtigten Standorten erlebt werden können. Bent stellt sich eine Zukunft vor, in der dieser Ansatz in der Kunstgeschichte weltweit verbreitet ist und unser Verständnis für der Kulturgeschichte bereichert.
Der RTC360 blickt über Giottos Campanile und die Stadt Florenz. – Quelle: Lorenzo Clerici
Paving the Way for Future Exploration
"Florenz, wie es war" legt Zeugnis ab von der transformativen Leistung der digitalen Geisteswissenschaften und des 3D-Laserscannens. George Bents Engagement in Kombination mit modernster Technologie zur Realitätserfassung ermöglicht einzigartige und bisher unerreichte Möglichkeiten, die Geschichte und das kulturelle Erbe zu untersuchen.
Als Beleg für die Verpflichtung zu Bildung und Zugänglichkeit bietet die Website des Projekts "Florenz, wie es war" kostenlosen Zugriff auf die fertigen Digitalmodelle. Die Plattform wird laufend ergänzt und aktualisiert und lädt damit zur fortwährenden Entdeckung und der Beschäftigung mit dem reichen kulturellen Erbe von Florenz ein, damit es auch für die kommenden Generationen bewahrt wird.
Sind Sie bereit für eine immersive Erfahrung des Florenz des 15. Jahrhunderts? Besuchen Sie die Projekt-Websitehttps://florenceasitwas.wlu.edu/ und beginnen Sie mit der Entdeckung.