Mit Laserscanner auf Spurensuche nach Brandfällen und Tötungsdelikten

Wie modernste 3D-Technologie der Kantonspolizei St. Gallen hilft, Brand- und Tatorte zu dokumentieren, Spuren zu sichern und Verbrechen aufzuklären.

Experteneinblicke Brandursachenermittlung Jason Mellström

Was ist hier genau geschehen? Das ist die zentrale Frage nach einem Brand oder Gewaltverbrechen. Die Kantonspolizei St. Gallen nutzt bei der Spurensicherung modernste Lasertechnologie von Leica Geosystems. Denn die Kriminaltechniker des Kompetenzzentrums Forensik müssen schnell und präzise arbeiten, um Ereignisabläufe zu rekonstruieren, Sachbeweise zu erbringen und diese zu bewerten – essenziell für die Beweisführung in Strafverfahren.

Es riecht nach verbranntem Holz und geschmolzenem Kunststoff. Von den geschwärzten Dachbalken tropft Löschwasser bis ins Erdgeschoss. Die Decke ist eingebrochen, es fehlen Wände. Und überall liegen Trümmer: verkohlte Möbel, zerbrochene Dachziegel, verbogene Metallteile. Alles ist russig, feucht, verwüstet. Der Brand in diesem Einfamilienhaus hinterlässt grosse Zerstörung und viele offene Fragen. Hier beginnt die kriminaltechnische Tatortarbeit der Polizei: Brandursache ermitteln, Tatorte dokumentieren, Ereignisse rekonstruieren. Oder wie Sven Gustavsson, Experte für Brand- und Spezialfälle bei der Kantonspolizei St. Gallen, sagt: «Den Moment einfrieren und alle Spuren festzuhalten.» Eine Arbeit mit vielen Herausforderungen und Widrigkeiten. 

Fire and Explosion Investigation - Forensic Photography - Jason Mellström
Leica Cyclone REGISTER 360 (BLK Edition) Scan eines brandgeschädigten Gebäudes

Kriminalforensik mit modernster Technik

«Die Ermittlung von Brandursachen ist eines der schwierigsten Felder in der Forensik», gesteht Sven Gustavsson. «Brandstiftung kann man eigentlich nie ausschliessen. Manipulierte Elektrik oder gezielt gelegte Feuer sind von normalem Brandgeschehen kaum zu unterscheiden.» Hinzu kommt, dass Brand- oder Explosionsplätze oft gefährlich sind. Instabile Gebäudeteile und giftige Dämpfe erschweren die Arbeit. Das Forensik-Team muss den Brandort möglichst rasch und effizient dokumentieren. Dafür nutzt die Kantonspolizei St. Gallern modernste Technik – darunter den Leica BLK2GO, einen hochentwickelten, tragbaren und bildgebenden Laserscanner. 

Leica BLK2Go used at St. Gallen Police

Leica BLK2GO, tragbarer, bildgebender Laserscanner wird in der Brand- und Spezialfälle der St. Galler Polizei eingesetzt

Doch nicht nur bei Bränden kommt der Laserscanner zum Einsatz. Auch bei Spezialfällen wie Gewaltverbrechen ist es nötig, den Tatort rasch und mit allen Details bildlich festzuhalten. Zudem besitzt die Kantonspolizei St. Gallen einen GNSS-RTK-Rover Leica GS18 T, insbesondere um nach schweren Unfällen skalierte Pläne zu erstellen.


GNSS-RTK-Rover Leica GS18 T

Top Dokumentation innert Minuten

Im Kanton St. Gallen gibt es pro Jahr weit über 300 Brandfälle. Die meisten davon sind kleine Brände. «Unsere Abteilung wird nur dann aufgeboten, wenn der Sachschaden hoch ist oder Brandstiftung vermutet wird, ein Ereignis also strafrechtliche Aspekte hat», erklärt Sven Gustavsson. «In solchen Fällen braucht es eine top Dokumentation, die man vor Gericht verwenden kann.» Immerhin bei rund 135 Brandfällen pro Jahr – also etwa jeden dritten Tag – ist die Spezialabteilung gefragt. Im Gepäck ist stets der Leica BLK2GO. Mit diesem leichten und einfach zu bedienenden Laserscanner können die Kriminaltechniker innert Minuten ein detailgetreues 3D-Abbild des Brandorts erstellen. «Mit dem Leica BLK2GO laufen wir einfach durch das Gebäude, während das Gerät vollautomatisch scannt», erläutert Sven Gustavsson. Der Vorteil: Im Gegensatz zu terrestrischen Scannern wird der Leica BLK2GO getragen und benötigt daher nach dem Einsatz keine aufwendige Reinigung, da er nicht mit der «dreckigen, russigen und feuchten Umgebung» in Kontakt kommt. 

Jedes Detail kann relevant sein

Für den erfahrenen Kriminaltechniker bietet der Leica BLK2GO noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: «Wir können damit einen Ort unglaublich schnell erfassen – meist genügen wenige Minuten. Das ist auch deshalb wichtig, weil das Institut für Rechtsmedizin bei Todesfällen immer möglichst rasch die Verstorbenen untersuchen möchte, um den Zeitpunkt des Todes festzustellen.» Dazu kommt die hohe Präzision des Geräts, die eine Situation detailgetreu festhält. Ein wichtiger Punkt für die kriminaltechnische Arbeit, sagt Sven Gustavsson: «Wir wissen im Vornherein nie, was an einem Tatort relevant ist. Erst im Laufe der Ermittlungen kann sich beispielweise ein Gegenstand als wichtig erweisen, vielleicht weil er die Tatwaffe ist. Dafür muss alles genau dokumentiert sein, was mit Laserscanning am einfachsten geht.» 

Analyse des Geschehens für Berichtserstattung

Analyse des Geschehens für Berichtserstellung

Jederzeit zurück an den Tatort

Der Raum der Abteilung Brände und Spezialfälle gleicht einem Tech-Labor. «Die ganze Technik hier ist state-of-the-art», sagt Sven Gustavsson stolz. Auf den vier Arbeitstischen stehen fast 10 Monitore, dazwischen Mikroskope, Kopfhörer und weitere technische Geräte. Im Regal lagern diverse VR-Brillen. Das neuste Modell liegt verkabelt am Boden. «Diese VR-Brille ist das beste Produkt, das man aktuell auf dem Markt kaufen kann. Für unsere Arbeit ist sie sehr wertvoll, weil man damit einen gescannten Raum oder eine Brandruine jederzeit wieder besuchen kann. Man kann zurück an einen Tatort oder ein zwischenzeitlich abgebrochenes Gebäude besichtigen.» Die entsprechende Software macht’s möglich.

St. Gallen Police_Leica Cyclone REGISTER 360 PLUS_Fire and Special Cases Department_02

Leica Cyclone REGISTER 360 PLUS_scan data

Leica Cyclone REGISTER 360 BLK Edition

Unverzichtbar für Polizeiarbeit

Der Leica BLK2GO nimmt Millionen von genauen Messungen vor, um den Raum in 3D nachzubilden. Der BLK2GO GrandSLAM-Technologie vereinfacht die Darstellung von Räumen in Echtzeit. Die Daten sind die Grundlage für exakte Grundrisse und 3D-Visualisierungen von Brandplätzen und Tatorten. Um die 3D-Ansichten zu erstellen und bearbeiten, nutzt die Kantonspolizei St. Gallen die Software Cyclone REGISTER 360 PLUS von Leica – eine Punktwolken-Registrierungssoftware für 3D-Laserscanning, eine «Befehlszentrale für Realitätserfassung». Cyclone REGISTER 360 PLUS ist in einer speziellen BLK-Edition erhältlich, die für die Verwendung mit der BLK Reality Capture Produktfamilie optimiert ist.

BLK2GO and Leica software aids fire investigation at St. Gallen Police

Leica Cyclone REGISTER 360 (BLK-Edition)

Bei Tötungsdelikten ergänzen ballistische Analysen und andere Untersuchungen die 3D-Dokumentation. Wenn Sven Gustavsson und sein Team einen Fall fertig aufgearbeitet haben und alles dokumentiert ist, schicken sie die Unterlagen an die internen Ermittler und die Staatsanwaltschaft. Die 3D-Visualisierungen unterstützen sie dabei, Ursachen für Brände zu finden, nach Spuren zu suchen und Täter zu überführen. «Laserscanning hat die Arbeit der Polizei einen entscheidenden Schritt weitergebracht – diese Technologie ist heute unverzichtbar», sagt Sven Gustavsson und dreht sich zurück zum Bildschirm, um den 3D-Scan des jüngsten Brandfalles für seine Kolleginnen und Kollegen aufzubereiten.  

 

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Der forensische Experte: Sven Gustavsson

Sven Gustavsson Polizei St. Gallen 

 

Sven Gustavsson (55) arbeitet seit 26 Jahren in der Kriminaltechnik der Kantonspolizei St. Gallen. Nach einer Ausbildung zum Textilveredler arbeitete er bei der Grenzpolizei und absolvierte Anfang der 1990er Jahre die Polizeischule. Fünf Jahre lang arbeitete er im Innendienst, bevor er in die Kriminaltechnik wechselte. Heute ist er Teil der siebenköpfigen Abteilung Brand und Spezialfälle. 

St Gallen Police_Switzerland

Das Kompetenzzentrum Forensik der Kantonspolizei St. Gallen führt Untersuchungen bei Verbrechen, Unfällen oder Brandereignissen durch. Dank ihrer Arbeit können Ereignisabläufe rekonstruiert und Beweise erbracht und bewerten werden. Die kriminaltechnische Tatortarbeit zählt zu den Kernaufgaben. Das Kompetenzzentrum Forensik übernimmt kriminaltechnische Untersuchungen für die gesamte Ostschweiz.

Die Abteilung Brand und Spezialfälle ist eine von drei Abteilungen des Kompetenzzentrums Forensik. Das sechsköpfige Team klärt Ursachen von Brand- und Explosionsfällen ab, am Ereignisort und im Labor. Weitere Tätigkeiten sind physikalisch-technische Abklärungen in den Bereichen Ballistik/Schusswaffen, das Auswerten und Bearbeiten von Video- und Audiodateien sowie die Rekonstruktion von Tathergängen. Zur Dokumentation von Ereignisorten und schweren Verkehrsunfällen nutzt die Abteilung unter anderem den Laserscanner Leica BLK2GO. Aus den Daten werden mithilfe der Software Cyclone REGISTER360 Plus von Leica Geosystems Pläne und 3D-Animationen erstellt.

 

Verfasser; Manuel Huber
Huber Kommunikation GmbH
Pilatusstrasse 19
6003 Luzern

079 658 50 42
www.huberkom.ch

Redaktion: Malgorzata Krol
Global Director Marketing Communiations - Public Safety & Forensics
Hexagon Geosystems



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